Online Dating – Das Geschäft mit der Liebe

Sandra Woehs

Das Wort „Dating“ beschreibt den zwischenmenschlichen Kennenlernprozess, dessen Ziel die Annäherung zweier Menschen ist, vom One-Night-Stand über unverbindliche Beziehungen bis hin zur Heirat. Das Wort Online beschreibt dabei den Umstand, dass dies mittlerweile natürlich auch mittels des Mediums „Internet“ geschieht. Seiten wie Facebook oder auch Xing und Twitter zählen dabei streng genommen ebenso wenig zum Online Dating wie klassisches Speed Dating und Offline-Partnervermittlungen, auch wenn diese über eine Webseite verfügen. Online Dating wird immer mehr zum Thema, so entstehen etwa bereits 30% aller Beziehungen in Europa online. Seiten wie etwa Edarling, Elitepartner, FriendScout24 & Parship repräsentieren dabei 55% des Gesamtmarktes.

Online Dating gibt es in verschiedenen Arten, die durch unterschiedliche Zielsetzungen charakterisiert sind. Zum einen sind dies die klassischen Singlebörsen wie zum Beispiel FriendScout24, bei der sich die Benutzer/innenmittels eines selbst erstellten, persönlichen Profils präsentieren. Dieses Profil baut meist auch auf verschiedenen Fragen auf, die jede/r vorerst ausfüllen muss. Die Kontaktaufnahme geschieht anschließend über private Nachrichten bzw. mittels einer Chat-Funktion, wobei hier in der Regel das Flirten, der Spaßfaktor und das schnelle Kennenlernen im Vordergrund stehen.

friendscout

 

Bei Partnerbörsen muss man hingegen in der Regel Mitglied werden und etwas mehr Zeit investieren, um zum Beispiel – zusätzlich zur Erstellung eines Profils, das Auskunft über die persönlichen Vorlieben und Eigenschaften gibt – einen psychologischen Fragebogen auszufüllen. Die ausgewerteten Ergebnisse sollen helfen, den richtigen Partner zu finden, denn in der Regel ist das Ziel eine verbindliche Beziehung. Hierfür gibt es ebenfalls zahlreiche bekannte Beispiele.

 

parship

 

Ein weiteres Angebot im Online Dating stellt Erotik-Dating dar.Erotik-Dating bedeutet, dass Menschen hier nach sexuellen Kontakten suchen. Ein Beispiel dafür ist die Plattform c-date. Dieser Bereich ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen und nimmt an Beliebtheit ständig zu. So ist es in der virtuellen Welt etwa einfacher, nach Menschen zu suchen, die die gleichen Vorlieben haben. Auch die unterschiedlichsten Spielarten lassen sich hier leichter finden, als etwa offline. Besonders Menschen mit „außergewöhnlichen“ Vorlieben haben demnach hier mehr Möglichkeiten, jemanden zu finden, als in der realen Welt. Auch das Thema „Fremdgehen“ ist hier besonders aktuell. So kann man etwa gezielt jemanden kennenlernen, der auch fremdgehen möchte, was den Prozess des Kennenlernens deutlich verkürzt.

 

cdate

 

Auch Nischenanbieter sind im Online Dating weit verbreitet. Dazu zählen beispielsweise Dating-Seiten für Menschen mit speziellen Bedürfnissen oder Vorlieben, also etwa solche, die speziell für Hundeliebhaber sind, aber auch Angebote für:

  • Alleinerziehende Singles
  • Singles mit Besonderheiten (groß, klein, dick, ….)
  • Ältere Singles (50+)
  • Religiöse Singles (Christliches Dating, usw.)
  • Singles mit bestimmter Sexualität
  • Internationale Vermittlungen
  • Themen-Singlebörsen (Hundehalter, Sport, Astro, Reif sucht Jung, Gothik-Singles, usw.)
  • Regionale Singlebörsen

 

Dies ist nur ein Auszug möglicher Spezialformen, hier wird jedoch klar, dass beim Online-Dating eine breite Vielfalt besteht und die Möglichkeiten vielleicht noch nicht einmal ausgeschöpft sind.

In jüngster Zeit zeichnet sich im Online Dating bereits mehr und mehr ein neuer Trend ab – Mobile Dating. Mobile Dating bedeutet, dass hierbei der wesentliche Teil des Dating-Prozesses über mobile Endgeräte durchgeführt wurde. Dazu zählt auch, wenn der/die Benutzer/in mobil „gewöhnliche“ Dating-Seiten aufruft. Die Zusammenführung von Mobile Dating und Online Dating führte schließlich zu E-Dating. Durch das mobile Dating haben sich demnach auch neue Möglichkeiten des Datings eröffnet. So gibt es beispielsweise durch Apps viele neue Anbieter von Online Dating. Das Dating kann nun noch spontaner und von überall aus stattfinden. Bis Anfang 2013 wurden im deutschsprachigen Raum insgesamt fast 12 Millionen Dating Apps heruntergeladen.

Durch das Medium „Internet“ und die dadurch gegebene Anonymität haben Menschen es allerdings auch leichter, Online Datings zu missbrauchen, indem sie durch solche Plattformen andere Menschen für ihre Zwecke benutzen. Ein Beispiel hierfür ist Romance Scam, was bedeutet, dass sich jemand als eine fiktive Person ausgibt, und diejenigen zu manipulieren trachtet, die sich in diese Person verlieben. Diese Person versucht dann über die Gefühle der Angesprochenen an Geld zu kommen. Hinter der fiktiven Person verbirgt sich aber lediglich ein Betrüger, der alles frei erfunden oder eventuell die Identität einer anderen Person übernommen hat. Verwendete Fotos sind dabei aus dem Internet (beispielsweise von ungesicherten Profilen) gestohlen. Anders als bei anderen Scam-Arten, bei denen Betrüger die Geldgier ihrer Opfer ausnutzen, werden beim Romance Scam vor allem Mitgefühl, Empathie und Liebe adressiert, um sich finanzielle Vorteile zu verschaffen. Täter und Opfer lernen sich in einer Partner- oder Singlebörse kennen und nachdem sich Schritt für Schritt eine Beziehung zwischen den beiden entwickelt hat, erfolgt der geplante „Hilferuf“. Das können Unfall, plötzliche Krankheit, finanzielle oder rechtliche Schwierigkeiten sein, zu deren Bewältigung eine höhere Summe benötigt wird. Dieser Hilferuf ist immer mit großem, zeitlichen Druck verbunden, sodass das Opfer kaum Zeit hat, zur Besinnung zu kommen, da das Geld so schnell wie möglich dem Betrüger gegeben werden muss, um ihm zu helfen. Danach passiert meist das Gleiche: Der Betrüger „verschwindet“ und das Opfer wird ohne jegliche Information und mit gebrochenem Herzen „zurückgelassen“.

Romance Scams können aber auch anders verlaufen und sich beispielsweise mit anderen Betrugsformen vermischen, wie etwa dem Kreditkartenbetrug. Der Täter bestellt dabei Artikel mit gestohlenen Kreditkarten und das Opfer wird als Warenagent benutzt. Dies bedeutet, dass der Täter als Lieferadresse beim Kauf jene des Opfers angibt. Dem Opfer werden dabei plausible Geschichten erzählt, was zur Folge hat, dass das Opfer die Ware nach Erhalt an den Täter weitersendet. Dies führt dazu, dass sich das Opfer ebenfalls zum Mittäter macht und für den Schaden haften muss.

Wie auch in der „offline“ Welt hat also auch „online“ Dating seine Vor- und Nachteile. Durch die vielen verschiedene Anbieter ist es für den einen oder anderen sicher einfacher geworden, jemanden mit den gleichen Interessen kennen zu lernen oder auf bestimmte Bedürfnisse näher einzugehen. Viele Menschen sind aber noch gehemmt, zuzugeben, dass sie Online Dating nutzen, dennoch bin ich mir sicher, dass Online Dating immer wichtiger für die Menschen wird. Auch die Hemmungen werden früher oder später nicht mehr so groß sein. Wenn die Menschen dadurch glücklicher werden, ist Online Dating sicher eine gute Bereicherung für die Gesellschaft. Mehr Nutzerzahlen ziehen aber leider auch immer viele Betrüger an, was für die Opfer dann meist leider großen Schaden bedeutet.

Quellen:
metaflake AG. (21. Mai 2014). Der große Singlebörsen-Vergleich für Österreich.
Online-Partnersuche.de. (21. Mai 2014). Online-Partnersuche.de.
Singleboersen-Vergleich.de. (20. Mai 2014). Singleboersen-Vergleich.de.
Wahr, D., & Prince, A. (2013). Vorschussbetrug, Abzocke, Heiratsschwindel: Aktivitäten der Nigeria-Connection im Internet. Norderstedt: BoD – Books on Demand.

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