Smart Gardening

Darja Kneissl

Die aktuellen Entwicklungen rund um Smart Home und Internet der Dinge erreichen immer mehr Lebensbereiche innerhalb der eigenen vier Wände.

Intelligente Stromversorgungen, automatisierte Belüftungs- und Lichtsysteme, der allseits bekannte Staubsaugerroboter oder mitdenkende Kühlschränke haben bereits die Häuser und Wohnungen erobert. Auch im Outdoor-Bereich flitzt hie und da ein Rasenroboter durch den Garten, der für perfekt geschnittenes Grün sorgt. Doch das ist noch lange nicht alles, denn es kommen weitere  spannende Zeiten auf den Herren Heimgärtner in Sachen Pflanzenpflege zu.

Viele der aktuellen Systeme haben ihren Ursprung in der industriellen Landwirtschaft zu Fords Zeiten. Nach der Eroberung des Automobil-Marktes kam die Massenproduktion von Landmaschinen. Doch um die Nachfrage der Konsumenten bedienen zu können, benötigte die Landwirtschaft auch in den vor- und nachgelagerten Industrien entsprechende Entwicklungen. So konnten wiederkehrende Arbeitsschritte automatisiert und mit gleichbleibender Qualität ausgeführt werden. Mittlerweile besitzen diese Maschinen auch so etwas wie ein Gehirn, welches ihnen in Form von Algorithmen, unterstützt durch Sensoren, gegeben wurde. Diese digitalen (technologischen) Entwicklungen, rund um die Agrar-Industrie 4.0, werden unter dem Begriff „Smart Farming“ zusammengefasst. Dabei handelt es sich um Gerätschaften, wie zum Beispiel den selbstfahrenden Traktor, der anhand einer Bodenanalyse die ideale Düngermenge errechnet und verteilt. Das trägt dazu bei, dass der Boden mit den richtigen Nährstoffen versetzt wird und Überdüngung und dessen negative Auswirkungen vermieden werden.

Obwohl Smart Farming noch wesentlich mehr Technologien und Vorteile für die Zukunft der heimischen Landwirtschaft bereithält, ist festzuhalten, dass dabei enorme Datenmengen generiert und analysiert werden müssen, was wiederum einen Bedarf an entsprechenden Internetverbindungen vor Ort bewirkt, um Geräte digital zu vernetzen und miteinander kommunizieren zu lassen.

„Im Garten der Zukunft bestimmt das jeweilige Gerät die Handlungen weitestgehend selbst, sodass im Pflanzenpflegeprozess nahezu nichts mehr manuell gesteuert werden muss.”

Während also im Smart Farming bereits viele technologische Entwicklungen stattfinden, nehmen die digitalen Anwendungen in den privaten Gärten gerade erst Fahrt auf. Die Produktpalette für den Smart Garden beinhaltet schon jetzt Lösungen zur Überwachung des Wasserbedarfs der Pflanzen, der Schnitthöhe des Rasens, des Nährstoffgehaltes des Bodens und vieles mehr. Dabei kommen verschiedene Sensoren zum Einsatz, wodurch auch hier eine große Menge an Daten entsteht. Diese werden durch externe Informationen wie Klimadaten von Wetterstationen ergänzt, um Ressourcen zu schonen und die Pflanzenpflege zu optimieren. Auf Basis dieser Daten und Empfehlungen durch Analyseprogramme ist es möglich, den Smart Gardening Geräten, wie Bewässerungsanlagen oder Rasenrobotern, entsprechende Befehle via Smartphone oder Steuerungsgerät zu erteilen.

Im Garten der Zukunft bestimmt das jeweilige Gerät die Handlungen weitestgehend selbst, sodass im Pflanzenpflegeprozess nahezu nichts mehr manuell gesteuert werden muss. Dabei verwaltet das Smart Garden System den Garten von der Bepflanzung mittels robotisierter Pinzette bis hin zur Ernte zum richtigen Zeitpunkt. Vor allem für den privaten Garten bedeutet das hohe Investitionskosten in Infrastruktur, Datenspeicher und -sicherheit, sowie Zugang zu den entsprechenden Wissensdatenbanken für die ideale Betreuung.

Die Anforderungen sind daher ähnlich jenen im Smart Farming, auch hier wird noch mit der Erfüllung von banalen Anforderungen, wie etwa eine funktionierende Breitbandverbindung zum Acker, gekämpft. Auch das Anzapfen von fachspezifischen Informationen aus Wissensdatenbanken könnte in Zukunft ein blühendes Geschäftsfeld für Smart Garden Systemanbieter werden.

Für all jene, die ihrem Garten gerne ein digitales Update verpassen wollen, gibt es aber bereits heute mehrere Anleitungen und OpenSource Codes, um die entsprechenden Sensoren und Funktionen selbst zu installieren. Auch die dafür notwendige Hardware kann von verschiedensten Herstellern mittlerweile recht kostengünstig bezogen werden. Es gibt bereits recht ausführlich beschriebene Anleitungen, die mit Do-It-Yourself Videos unterstützt werden. Meist ist aber eine Liebe zum Basteln und Bauen Grundvoraussetzung für einen selfmade Smart Garden. Wer also gleich loslegen will: auf GitHub ist eine Anleitung zum Bau eines Gartencontrollers für eine automatisierte Bewässerung verfügbar .

Auch in städtischen Gebieten entstehen immer mehr Gemeinschaftsgartenprojekte, bei denen smarte Geräte zum Einsatz kommen. Zusätzlich zu den gängigen Sensoren werden die Daten durch einen 24h Livestream unterstützt. Dadurch können die Pflanzen visuell aus der Ferne überwacht werden. Ein Vorreiter-Projekt dafür ist der Berliner IPGarten. Als IPGärtner bist du Teil einer Community, bei der neben dem smart gardening auch das Tauschen und Handeln der Erträge im Mittelpunkt stehen. Über den Online Marktplatz ist es möglich, Überschüsse mit der Community zu teilen und somit auch Teil eines Gartenwirtschaftssystems zu sein (vgl. IPGarten, 2017: online). Ein kleines digitales „Manko“ ist, dass etwa das Aussäen der Samen noch händisch von einem IPGarten-Mitarbeiter oder selbst erledigt werden muss. Als weiterer Pionier auf diesem Gebiet, gilt das Ars Electronica Center in Linz, welches mit dem Telegarden Projekt bereits 1996 gezeigt hat, dass die Steuerung eines Roboterarms zur gemeinschaftlichen Pflege eines Gartenstücks möglich ist.

Immer smarter werdende Gärten ermöglichen es, Grünflächen intelligent zu nutzen. Für private Gärten bedeutet das bei geringem Arbeitsaufwand regelmäßige Ernteerträge. In Ballungszentren, wo private Grünflächen sukzessive verschwinden, können Gemeinschaftsgartenprojekte durch smarte Systeme an Attraktivität gewinnen. Wesentlich dabei ist, dass über die digitale Erfassung von z.B. Obst- und Gemüsesorten in ihrer Menge und Qualität auch ein idealtypischer Versorgungsplan für die Community entwickelt und umgesetzt werden kann. Durch einen laufenden Optimierungsprozess ist es somit möglich, eine vorhandene Fläche so zu bepflanzen, dass einerseits die Nachfrage einer Community bestmöglich befriedigt und andererseits der Boden ressourcenschonend verwendet wird und somit das Erhalten von Grünflächen für Städte attraktiv bleibt.

Darja KneisslSmart Gardening

Ähnliche Artikel

Join the conversation